So große Augen hatte man an ihr sicher selten gesehen. Eryn selbst konnte nicht sagen, wann sie das letzte Mal einen solchen Schatz entdeckt hatte. Natürlich war Schatz in diesem Fall eindeutig ein relativer Begriff, doch sie verfluchte ihren Rucksack fast dafür, nicht größer zu sein. Will beäugte sie zweifelnd. Sicher verstand er nicht, wie sie sich an diesen Waren so ergötzen konnte. Doch er hielt die Barfrau auch nicht davon ab, sich die kleinen, kosmetischen Kostbarkeiten einzupacken, die sie sicher nicht hergeben würde.
Doch auch der junge Arzt war auf etwas aufmerksam geworden. Er stand vor einem der Fässer und hatte es wohl gerade entziffert, war zumindest in gebeugter Haltung nah davor und schob sich die Brillengläser näher an die Augen. Ein Geistesblitz. "Eryn!" Sie drehte sich um, sah neugierig zu ihm. "Das ist Formalin", ließ er sie wissen. Und noch bevor sie dem Mediziner mitteilen konnte, dass sie den Begriff noch nie gehört hatte, klärte er sie auf. "Henry hat mir davon erzählt. Damit werden Leichen konserviert. Früher war das wohl ganz normal, wenn jemand starb, und heute; Wenn... wenn ein Zombie tot ist... also richtig tot und man ihn nicht verbrennen will, oder so... dann benutzt man das." Eryn nickte. "Interessant", log sie. Warum erzählte er ihr das? "Ich glaube, der Priester hat das benutzt, um die Leichen zu konservieren. Deswegen stinken sie nicht so sehr." "Oh!" Deswegen erzählte er ihr das. "Bleibt die Frage, warum man sowas tut... es sei denn, man ist einfach nur vollkommen irre." Eine Antwort darauf sollten sie für den Moment jedoch nicht finden.
Einen Moment später hatte Eryn alles beisammen, was ihr Mitnehmenswert erschien - und was sie tragen konnte. Das war allemal ein Vorrat, der mindestens bis zum Ende ihrer Reise anhalten dürfte, wenn sie nicht total verschwenderisch damit umging oder ihr jemand den Fund streitig machen würde. Doch ihr fiel kaum jemand ein, der überhaupt ein ähnliches Interesse daran haben dürfte wie sie. "Wir können", ließ sie Will wissen, der auch nichts Weiteres entdeckt zu haben schien.
Die beiden machten also kehrt und verließen den Raum, der sich für die 25-Jährige als eine Art Schatzkammer erwiesen hat. Wieder blieben sie vor dem Gang stehen, der in Richtung Südosten führte. Zögernd sah die Barfrau hinein, die wenigen beleuchteten Meter entlang. "Es wäre schon gut zu wissen, wohin es geht, oder?", fragte sie Will, implizierend, dass ihre neugierige Seite das Voranschreiten gerne wagen würde. Doch wie der zweite, ängstlichere, um das eigene Wohl besorgte Teil in ihr, schien auch Will davon nicht begeistert zu sein. "Fordern wir unser Glück nicht noch weiter heraus!", sagte er mit ungewohnter Bestimmtheit und nickte in Richtung des Ganges, aus dem sie ursprünglich kamen. "Wir nehmen die Axt mit und gehen wieder zurück ins Lager. Wenn sich das hier noch jemand angucken will, dann doch jemand der kämpfen kann..."
Zu viel Sinn und Vernunft steckte in seinen Worten, zu wenig Eigeninitiative in Eryn. So folgte sie dem Arzt zurück zum Kleiderschrank und - vorerst mit vorsichtigen Blicken, doch dann ganz - auch in die gruselige Kapelle. Nachdem die beiden herausgetreten waren und Will die große, improvisierte Axt aufgesammelt hatte, um sie vorerst an sich zu nehmen, kamen der Barfrau die Worte auf dem Bild wieder in den Sinn. "Weißt du, was Domingo de Resurrección heißen könnte?", fragte sie den Mann, der in ihren Augen zu den gebildetsten Gestalten von Sheng's Hope gehörte. Sie sprach es vollkommen falsch aus, war sie zwar schon oft spanisch Sprechenden begegnet, doch hatte sich nichts davon angeeignet. "Irgendwas mit Aufstehen?" Er schien kurz in sich zu gehen.
Probe Will: Sprachgenie bestanden
"Ehm... ich glaube, das heißt 'Tag der Wiederauferstehung'. Früher hat man das groß gefeiert. Manche tun das heute noch. Man hat es bei uns auch Ostern genannt. Oder... zumindest ein Teil von Ostern." Ostern. Das hatte sie schon mal gehört. Doch es hat vor dem großen Zehren so viele Feste und Feierlichkeiten geben müssen, dass sie nicht mehr in der Lage war, sie zu unterscheiden. Weihnachten - das kannte sie noch.
Mit dem neuen Wissen und den überragenden Fundsachen im Gepäck ließ es sich auf den schmerzenden Füßen doch einfacher laufen, wie Eryn fand. Auch wenn es dem schwer tragenden Will dabei sicher nicht ganz so ging. Trotzdem erreichte auch er aber nur wenige Minuten später die Baustelle.
[OOC: Eryn reißt sich die Hygieneprodukte unter den Nagel und ist ab sofort 20% Mensch und 80% Sexroboter]
Bevor Evi gehen konnte, spürte sie einen festen Griff an ihrem Arm. Nicht grob, aber bestimmt. Voodoo hielt sie zurück und blickte sie an. Grinste sein raubtierhaftes Lächeln und legte beide Hände an ihre Schultern um sie so in Richtung des Alligators zu drehen.
Sie spürte dann, wie er ohne groß zu fragen ihr ehemals weißes Tanktop auf ihrem Rücken nach oben schob und den Nagel gereicht bekam, den der Vulturekrieger – Evi beschloss, ihn vorläufig Nagelohr zu nennen – sonst immer in seinem Ohrläppchen getragen hatte.
Sie war irritiert und gespannt, ihr Herz klopfte aufgeregt in ihrer Brust, denn direkt vor ihr, vielleicht 30 Meter lag ein Alligator im Uferschlamm und schien nur auf sie zu warten. Sie verbot sich den Gedanken, was alles würde schiefgehen oder passieren können, sie wollte nicht daran denken was sie tat oder im Begriff war zu tun. Sie hatte eine Aufgabe die ihr Überleben sichern würde in einer Welt, die fremd und anders war. Etwas in ihr begann fast zu denken wie ein Vulture, gestand sie sich ein, als sie scharf die Luft einzog.
Mehr aus Schreck denn aus Schmerz, denn sie spürte ein Brennen ihren unteren Rücken entlang laufen und ihr wurde klar, dass Voodoo sie gerade mit dem Nagel kratzte – es fühlte sich an wie ein Muster, es war ein sachtes Kratzen, das irgendwie ein Kribbeln und sanftes Brennen hinterließ und dafür sorgte, dass ihr Herz noch schneller schlug. Sie hielt inne, als das Malen des Musters plötzlich aufhörte und kniff die Augen zusammen und saugte Luft durch die zusammengebissenen Zähne an, als Voodoo hinter ihr eine Flüssigkeit in den Mund genommen hatte und diese nun prustend an die Stelle blies, an der ihre Haut leicht gekratzt war.
DAS nun brannte schlimm und zeitgleich spürte sie eine unglaubliche Hitze in ihrem Gesicht und es war, als würde ihr ganzer Körper prickeln, als würde sie abwechselnd in kaltes und warmes Wasser getaucht.
Sie spannte sich schlagartig an, als sie spürte, wie ein Stück Holz an ihrer Seite am Bund der Lederhose vorbei geschoben wurde, sie spürte am Oberschenkel, dass es sich um einen angespitzten Pflock handeln musste und erkannte mit raschem Seitenblick die Lederumwicklung.
„Jetzt ist die gefiederte Schlange bei dir, Hoppari.“, raunte Voodoo hinter ihr und von ihrem unteren Rücken strahlte Wärme in ihren Leib.
Aber was es auch war, als ihr Körper in Flammen stand, sie hatte nun das Gefühl, jeden Muskel zu spüren und alleine das Brennen schlug schon jeden Zweifler aus ihren Gedanken, als hätte sie keine Zeit mehr, auf skeptische Stimmen der Vernunft zu lauschen.
Ohne Voodoo eines weiteren Blickes zu würdigen, doch wissend, dass er wieder verklärt grinste, stieg sie nun in das Wasser der Lache und bewegte sich unglaublich behutsam auf das Tier zu.
Es war offensichtlich, dass der Alligator bereits an der Wasserwellenbewegung spürte, dass sich etwas näherte, doch reagierte das Tier kaum, es schien, als hätte sie jede Scheu verloren vor den Menschen, von denen es im Sumpf auch fast keine mehr gab.
Probe Evi: Kampftaucher: Bestanden! (erleichtert)
Dann war sie in perfekter Position… a.) Das Tier angreifen und töten: Kampfprobe
b.) Auf das Tier springen und versuchen, sich darauf zu halten: Parcour ODER Kampftaucher
c.) Das Tier verscheuchen und zur Flucht treiben: Sprachgenie ODER Unterhalter
d.) Andere Alternativen, an die ich nicht mal ansatzweise denken würde...
Misserfolg: Schwere Verletzung
Geändert von Daen vom Clan (22.09.2015 um 14:42 Uhr)
Haile ging die Worte von Evi noch einmal im Kopf durch. Japp, "Was zum Fick" war treffend. Aber anscheinend hatte sie irgendetwas richtig gemacht. Vielleicht. Zumindest, wenn man den Blicken der Runde und vor allem dem Gebahren der geschmückten Frau glauben durfte.
"Die Waffe gehört dir, du hast sie dir mehr als verdient."
"..."
Haile schaute das alte Jagdgewehr an, das vor ihr auf dem Boden lag. Was sollte sie damit? Und warum verbündete sich Lancaster mit diesen Wilden? Was soll das? War das alles nur ein Schauspiel? Gut, dann wollte sie mal ihre Rolle spielen. Vorerst. Sie trat erst vorsichtig auf das Gewehr, das durch den Zahn der Zeit schon ziemlich zerfressen war und unter ihr gefährlich knirschte. Mit einem kurzen Aufstampfen brach sie es entzwei.
"..."
Sie meinte, ein Wimmern aus Richtung der gedemütigten Wache zu hören.
"Ähm...Throatseeker kämpft nicht mit den Waffen der alten Welt. Sie ist ein Kind der neuen Welt, eine Kriegerin der neuen Welt." sufflierte Lancaster von der Seite. Haile warf ihm einen Seitenblick zu und deutete ein Nicken an.
Seeker lächelte und bleckte dabei ihre Zähne. Es sah fast gefährlich aus.
"Eine Kriegerin also. Ist sie als solche bereit sich einer Prüfung der Vultures zu unterziehen. Du kannst viel berichten Laaangkaster, aber der Beweis ihrer Stärke bist du uns schuldig."
"...!"
Haile gab ein fauchendes Geräusch von sich. Beweis der Stärke, pff. Haile schlug ihre Knöchel aneinander und blinzelte Seeker herausfordernd an. Hier ging es nicht nur um die Rolle. Hier geht es ums Prinzip.
Haile erklärt sich bereit für die Prüfung der Kraft - Raufbold
Wie sie auch immer in diese Situation geraten war - und sie hatte ja wirklich keine Ahnung, warum man eine Prüfung von ihr verlangte -, es gab kein Zurück mehr. Völlig egal, was der Zweck der Sache war, es zählte nur noch das Hier und Jetzt. Der Alligator. Sie. Das Brennen an ihrem Rücken. Die fahle Nässe an ihrer Haut. Der schlammige Untergrund, auf dem sie gerade noch stehen konnte.
Es war, als hätte etwas von Evi Besitz ergriffen, das sie als eine Art Ehrgeiz empfand, sich vor den Vultures zu beweisen. Sie fühlte sich, als wäre es eine Frage der Ehre, diesen Kampf auszutragen.
Sie hielt den Holzpflock so fest umklammert, dass ihre nassen Fingerknöchel weiß hervortraten. Die einfache Waffe war der Beweis dafür, dass es nicht mit einer kleinen Rangelei getan war. Etwas musste bluten.
Nach diesem kurzen Moment, in dem all diese Gefühle auf sie wirkten und sie keinen Gedanken mehr daran verschwendete, was bei einem Fehlschlag passieren würde, versank sie wenige Zentimeter weiter im Wasser. Damit holte sie Schwung, um schließlich schnell und zielsicher auf das Biest loszuspringen. Oder sich darauf zu stürzen, weil es eigentlich kein richtiger Sprung sein würde.
So lauernd tasteten die Augen der Taucherin den Alligator noch einmal ab. Ja. Sie würde versuchen, den Hals zu treffen. Wenn sie Glück hatte, würde das Tier, sobald es sie bemerkte, zum Angriff übergehen und dem angespitzten Holz schon fast entgegen kommen.
Also spannte Evi ihre Beine an und schoss mit einem Kampfschrei aus dem Wasser.
[a) Das Tier angreifen und töten: Stärkegruppe + Sümpfe]
Nadelohr war ein junger Krieger, gut genug, die Wache zu halten und mutig genug, erste scheue Blicke auf die Kriegerinnen des Clans zu werfen.
Doch er hatte nie gewusst, was er sein wollte. Krieger oder Bauer, Plünderer oder Hüter. Was er an den Armen tragen durfte, waren Zeichnungen, die man mit einem breiten Lederband schon verdecken konnte.
Es hatte so viele Gelegenheiten gegeben, sich Seeker zu beweisen, so viele Möglichkeiten, andere zu beeindrucken, doch er war gut darin zu lauern, zu warten und dann die Gelegenheiten verstreichen zu lassen wie fette Siedlerbeute, die an seinem Versteck vorbeizog und schließlich hinter einer Düne verschwand.
Er wusste, er würde nie sein wie Seeker. Er ahnte, dass Voodoo und ihn Welten trennten. Er hatte Niemanden zum Aufsehen, Niemanden, an dem er sich würde orientieren können.
Bis die Hoppari in sein Leben getreten war.
Dieser Clan war so anders, er wirkte so unberührt, so heiter fast. Sie wirkten so friedlich wie Siedler, doch mit den blutigkochenden Herzen der Plündererclans.
Er wusste, er hätte das Tier so lange beobachtet bis es entschwunden gewesen wäre. Und sich selbst dann vorgelogen, es wäre geflohen. Doch diese Frau zögerte keinen Augenblick, sie hatte selbst das Auge von Vulture verliehen bekommen, eine echte Ehre, die Voodoo selbst Clansmitgliedern monatelang versagte.
Und mutiger als so mancher Vulture war sie dann auf den Alligator zugeschwommen...
Nadelohr wusste nun, wer sein Zugvogel sein würde, der, zu der er aufsehen würde, wenn sie schon längst wieder gegangen war und so packte er unterbewusst und unbewusst auch seinen Stoßspeer fester, als die Taucherin aus dem Wasser geschossen kam, ein amazonenhafter Anblick.
Der Alligator hatte still im Wasser gelegen, das Schwappen nur am Rande wahrgenommen - doch als es hinter ihm rauschte und brandete, schoß er auf kurzen Beinen nach vorne, ging über zur Flucht, während sein Schwanz hin und her peitschte!
Evi spürte, wie der schwere, schuppenbewehrte Schwanz sie heftig traf und sie zur Seite schleuderte, als sie inmitten des Fluges war, sie schlug hart im Sand auf und verlor für den Bruchteile eines Augenblickes den Pflock aus den Augen, der ihr gereicht worden war. Und dann drehte der Alligator sich um und hielt direkt auf sie zu, angriffslustig fauchend...!
-> PN
Geändert von Daen vom Clan (22.09.2015 um 16:15 Uhr)
"Am Besten du erkundigst dich auch noch, wer uns mithelfen könnte. Ich wende mich an den Scavenger." Und Vincent sollte jetzt den ganzen Rest auftreiben oder was? Aber gut, konnte ja kaum schlimmer sein als einen Wachposten in den Tod zu reißen. Er streifte also etwas auf der Baustelle umher und stieß als erstes auf den Doc mit seiner gruseligen Maske. Nicht gerade seine erste Wahl, aber ein bisschen was durch die Gegend schleppen würde er wohl können.
Kurz darauf stießen die beiden auf Alfons, der vollkommen untätig in der Nähe des zerstörten Krans rumlungerte.Vielleicht hoffte er dort irgendwelche Schätze zu finden? Aber auch egal, Vincent zerrte ihn einfach mit sich. Je mehr Leute er auftreiben konnte, desto schneller waren sie mit den Befestigungen auch fertig.
Zu guter Letzt stieß er dann auf Ranger, der sich in Windeseile dazu bereit erklärte bei der Befestigung des Lagers zu helfen. Der Rest schien sich entweder bei den Vultures rumzutreiben oder wirkte in Vincents Augen zum Fässer schleppen nicht wirklich geeignet.
"Du mir zweifelsohne auch, Schatz...", dachte er sich fortlaufend während ihrer Reise immer wieder. Niki schloss sich dem Trupp letztenendes also doch noch an, hatte er während seiner Mithilfe bei den Vorbereitungen doch irgendwie ein gewisses Gefühl von Verantwortung entwickeln können. Von Alex hatte er sich jedoch noch nie getrennt, seitdem sich die beiden zum ersten Mal getroffen hatten. Und obwohl es natürlich gerade deshalb sehr schwer war, sich zu überwinden und das Kind zurückzulassen, war es für ihn nicht dann doch nicht so schwer, wie er es erwartet hätte. Alex wuchs in einer schwierigen Zeit auf. In einer schwierigen Zeit, in der Alex genug Standhaftigkeit und Rafinesse beweisen konnte, um als zehnjähriges Kind noch am Leben zu sein. Das, und die Tatsache, die Welt einst wieder das werden lassen zu können, was sie mal war, auch, wenn dies noch in weiter Ferne lag, erleichterten Niki diese Hürde doch sehr.
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Frank und Lisa waren bereits seit einiger Zeit auf dem Weg, um dem Boss von Sabal zu begegnen. Er wusste nicht genau, was sich die beiden erhofft haben, allerdings saß er auch schon seit einiger Zeit tatenlos zu, während sich die anderen bereits auf ihren Missionen befanden. Natürlich musste es jemanden geben, der sich um die Inventur kümmern musste, aber zweimal am Tag hatte nun wirklich völlig ausgereicht. Nachdem die beiden nach gut zwei Stunden nicht zurückgekehrt waren, machte er sich etwas Sorgen. Es war gewiss keine Zeit, die ungewöhnlich für eine Auskundschaftung erschien, aber es war die fehlende Gewissheit um die Situation, die ihn nervös machte. So entschied er sich am Ende doch noch dazu, den beiden hinterherzulaufen.
[Aufgabe Alpha] Niki: Händler
Aber kaum war er vor den Pforten Sabals angekommen, stach ihm bereits zur Begrüßung ein roter Punkt ins Auge. Das war nun wirklich ein sehr unangenehmen Willkommen, und es hätte ihm fast den Tag verdorben, wenn er nicht gewusst hätte, in was für einer Welt er momentan gelebt hatte. Da er sowieso keine Waffen hatte, beugte er sich widerstandlos der Feuerkraft seines Gegners und kniete sich ohne Verzögerung hin, mit den Händen an seinem Hinterkopf. Für ihn war es nicht das erste Mal gewesen und bestimmt auch nicht das letzte Mal. Es war einfach die schlaueste und unmissverständlichste Geste, die er sich über die Jahre aneignen konnte.
Sogleich gefesselt, wurde er in den Eingangsbereich abgeschoben, wo er auch sofort Frank und Lisa in einem nicht unähnlichen Zustand seiner selbst wieder vorfand.
"Oh, da seid ihr ja. Ich habe mir Sorgen gemacht und bin euch deswegen hierher gefolgt."
"Na ja, eine Sorge weniger hast du wohl jetzt nicht wirklich unbedingt."
"Das ist schon in Ordnung. Wenn sie uns töten wollten, hätten sie's wohl schon getan, und nach fetter Beute sehen wir ja auch nicht aus."
Sie saßen knieend gemeinsam dort, umrundet von einer Reihe von Wachposten, die sich auf einer, zumindest Niki, unbekannten Sprache unterhielten und irgendwie etwas unbeholfen aussahen. Wahrscheinlich hatten sie einfach auf irgendeinen Befehl gewartet, damit sie wussten, was zu tun war. Nach einiger Zeit war Niki, gerade in einer Position wie dieser, das Warten leid und fing an, die Personen um sie herum anzusprechen.
"Hey, ihr könnt doch gerade sowieso nicht viel tun. Könntet ihr nicht vielleicht irgendwen hierher schicken, der vielleicht etwas mehr machen kann? Vielleicht sogar euer Boss? Versteht ihr: Boss? Chef? Numero Uno?"
Ja klar, der Schwanz. Dieser scheiß Schwanz.
Das war der erste Gedanke, der Evi durch den Kopf ging, als sie auf dem Sand aufschlug. Der Alligator fauchte wie jene zur Paarungszeit - sie konnte seine Zähne aus dem Oberkiefer der flachen Schnauze ragen sehen - und hielt auf sie zu. Sie brauchte den Pflock, unbedingt, und zwar sofort. Man ahnte gar nicht, wie schnell diese Viecher sein konnten.
Die Taucherin rappelte sich auf und entdeckte das lebensrettende Stück Holz ein paar Meter entfernt. Vermutlich hatte sie es nicht nur fallen gelassen, sondern durch den Schlag regelrecht weggeworfen. Na toll.
Der Alligator stampfte aggressiv auf sie zu und Evi musste mit einem Sprung ausweichen - fast erwischte sie der peitschende Schweif wieder, aber diesmal hatte sie ihn fest mit eingerechnet. Trotzdem lag sie nun wieder am Boden und hatte Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Das Reptil klackerte mit dem Kiefer, als würde es sie auslachen und steuerte erneut auf sie zu. Es half nichts, sie war zu langsam, so konnte es nicht weitergehen.
So schnell sie konnte zog die Taucherin einen ihrer Stiefel halb von ihrem Fuß, so dass er nur noch mit dem Schaft eher lose daran hing, und reckte ihr Bein in die Höhe des Alligator-Maules. Es war dumm, es war riskant, aber auf wahnwitzige Art auch ihre einzig rettende Idee. Das Tier wollte zuschnappen, und man konnte eigentlich kaum schnell genug sein, um ein Körperteil von einem beißenden Alligator wegzuziehen, aber dieser kleine Vorteil eines Schugröße 42-Abstandes hatte den Unterschied gemacht. Sobald das Ungetüm zugebissen hatte, sprang Evi auf und rannte so schnell sie konnte zu der Stelle, wo der Holzpflock lag. Sie wusste, dass sie es mit keinem dummen Gegner zu tun hatte, der tatsächlich an einem Schuh herumkauen würde - das hier hatte ihr bestenfalls ein paar Sekunden verschafft. Und nun hatte sie den Feind im Rücken und konnte nicht mehr abschätzen, wie nahe er ihr wirklich war. Deshalb lief die Taucherin über die letzte Distanz nicht mehr, sondern stürzte sich auf den Boden und schlitterte quasi auf dem Bauch auf die rettende Waffe zu. Sie schnappte sich den Pflock sobald ihre Finger ihn berührten, drehte sich auf den Rücken und sah den Alligator auf sich zupoltern. Ihr blieb genau ein Moment, um eine Entscheidung zu treffen. Und sie wählte den direkten Weg, richtete sich auf, so dass sie kniete und stieß ihren Arm in die Richtung, aus der das Reptil angerannt kam.
Den Hals hatte sie nicht getroffen, das konnte sie schon einmal deutlich feststellen. Aber das Maul vor ihr zuckte ein wenig, bevor es ganz still stand, und von Evis Arm rann eine warme, dunkle Flüssigkeit.
Irgendwie hatte sie es tatsächlich geschafft, sich gerade so weit zur Seite zu beugen, um nicht von spitzen Zähnen auseinandergerissen zu werden. An ihrem rechten Oberarm hatte sie drei lange, aber nicht tiefe Kratzer, das war alles. Und dem Alligator steckte ein Holzpflock im Auge, so tief, dass nur noch die Lederumwickelung zu sehen war. Das war Glück - der Alligator hatte durch seine eigene Geschwindigkeit wahrscheinlich dazu beigetragen, dass dies hier tödlich für ihn geendet hatte. Ein Piekser ins Auge hätte ihn sonst wohl nicht sofort außer Gefecht gesetzt.
Jetzt, wo es vorbei war, spürte Evi ein Zittern, das plötzlich ihren ganzen Körper zu beherrschen schien. Sie konnte das Maul, die Schuppen und die Pranken jetzt aus nächster Nähe sehen und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Was hatte sie sich dabei gedacht? Das hätte wer weiß wie enden können. Hat es aber nicht., dachte sie kurz, und der Anflug eines Lächelns huschte ihr übers Gesicht.
Probe Evi: Gruppe Stärke: Bestanden! (erleichtert!)
Nachdem sie mit zittrigen Händen den Pflock aus dem Tier gezogen hatte, machte sie sich auf den Weg zurück zu den beiden Vultures, die wohl alles beobachtet hatten. Es war gar nicht so einfach, schließlich fühlten sich ihre Beine wie Butter an. Als sie aber das Grinsen von Voodoo und die großen Augen von Nagelohr sah, riss sie sich zusammen und lächelte die zwei an, als würde sie sich nicht danach sehnen, dass irgendjemand sie tragen würde.
"Hier." sie streckte Voodoo den Pflock entgegen, der das Blut des Alligators schon fast eingesaugt hatte und nun in der Sonne rötlich glänzte. Eigentlich sah er ziemlich eingesaut aus. "Vielen Dank, das hat mir gute Dienste geleistet." Der Mann schüttelte den Kopf. "Trag es zu unserem Clan, zeige ihnen das Blut, schwenke die Trophäe über deinem Kopf." Er strahlte sie an. "Okay." Die Taucherin nickte, bezweifelte gleichzeitig aber, dass sie an diesem Tag noch irgendetwas über ihrem Kopf halten konnte. Sie fühlte sich immer noch schwach, als hätte sie sämtliche Energien verbraucht.
Als die drei sich auf den Rückweg machten, ging Voodoo stolzen Schrittes voran - vor allem weil Evi ein etwas langsameres Tempo anschlug. Nagelohr hielt allerdings mit ihr Schritt. "Das war... wow.", sagte er etwas verhalten, als wüsste er nicht, ob er sie ansprechen durfte. "Voodoo wusste offenbar gleich, was in dir steckt, als er dir das Auge der Vultures gegeben hat." "Das Auge der Vultures?" Er deutete auf ihren Rücken. "Ich kenne keinen, der kein Vulture war, und es bekommen hat." Ja, es hatte sich besonders angefühlt. Als wäre sie plötzlich ein Teil des Ganzen geworden. Akzeptiert von einem Clan, in dem Stärke und Mut größte Tugenden waren. Und obwohl sie sich ausgelaugt fühlte, sich dringend ausruhen und auf jeden Fall endlich waschen wollte, breitete sich ein wohliges, warmes Gefühl in ihrem Bauch aus. So gut hatte sie sich seit dem Start dieser Reise nicht gefühlt. Auch wenn sie jetzt neue Schuhe brauchte. Zumindest einen.
Leo erhob sich elegant und nickte Haile kurz zu. Sie umkreiste Seeker auf dem kleinen Platz legte während ihres Gang eine Hand auf Lancasters Schulter und strich gedankenverloren an seinem doch erstaunlich muskulösen Arm hinab.
"Throatseeker ist hier nicht die einzige Kriegerin von Format."
Sie schüttelte ihre lange, dunkle Mähne und blickte Seeker Vulture an, die immernoch mit gebleckten Zähnen vor ihr stand. Leo schritt zu ihr, sodass nur noch eine Armlänge die beiden machtvollen Frauen trennte.
"Deine Zeichnungen erzählen von deinen Taten, aber wer sagt uns, dass du die Richtige bist, um die Vultures in den Kampf gegen die Sabals zu führen? Dass du nicht eingerostet bist vom Reden? Dass deine Kraft ausreicht? Prüfen wir deine Kraft. Trete gegen mich an, im ehrvollen Kampf..."
Leo erhob ihre treue Machete und hielt sie direkt vor sich, die Spitze auf das Herz von Seeker Vulture gerichtet.
"...Stahl gegen Stahl bis auf den Tod."
"...!?"
"Und auch Ha... Throatseeker wird ihre Stärke vor der geflügelten Schlange beweisen. Seeker, bestimmt eine Wache, die an eurer Seite kämpfen wird. Während wir beiden die Klingen kreuzen, wird Haile auf Waffen verzichten - ebenso wie ihr Gegener"
"..."
Das war eine interessante Entwicklung - Haile hatte nicht damit gerechnet, dass Leo - ausgerechnet Leo - ebenfalls Teil dieses Plans war. Worum ging es hier? Egal. Haile wird an Leos Seite stehen.
Seeker schien sich diese Bedingungen durch den Kopf gehen zu lassen. War sie nun wütend? Oder freute sie sich auf die Herausforderung? Haile konnte es nicht aus ihrem Gesicht lesen.
Prüfung der Kraft
Leo tritt mit dem Trait Klingenkreuzer + Experte Hiebwaffen gegen Seeker Vulture an (+30% Schwierigkeit)
Haile tritt mit dem Trait Raufbold gegen eine Person Seekers Wahl an (normale Schwierigkeit)
Als die drei gefesselt und waffenlos in das Anwesen geführt wurden, offensichtlich als Gefangene der Sabals, war ihnen nicht nur die Stabilität und Sicherheit der Mauern aufgefallen, sondern abermals die technisch hochwertige Ausrüstung der Verbrecherbande. Ausgerüstet mit Headsets, Funk- und Nachtsichtgeräten, sowie Feuerwaffen, die vor dem großen Brand schon modern waren, machten sie ihre überraschend kleine Zahl mit aufwendiger Feuerkraft wieder wett.
Kaum hatten sie das große Tor durchquert, fanden sie sich in einer Art Garten Eden wieder. Ein paradiesischer Flecken Erde, Blumenbeete, Felder, Obstbäume, Pavillons und sogar ein Gartenteich, alles zwar auf kleinstem Raum eingerichtet, doch mit unverkennbarer Schönheit und von sehr kundiger Hand gepflanzt und angelegt.
Als Niki zu Frank und Lisa gestoßen war und das Wort an die bewaffneten Männer richtete, erschien wie auf Kommando und von Zauberhand geführt ein Mann in ausnehmend feiner Garderobe, der sich ihnen schnell näherte.
„Madre Dios, Männer, nehmt diesen, unseren Gästen die Fesseln ab, seid ihr denn wahnsinnig? Was sollen sie denn von uns denken?“
Die Wachmänner blickten diesen Mann überrascht an, als wäre es ein eher ungewöhnlicher Befehl, doch sofort machten sie sich daran, ihn auszuführen. Der erste, der nicht schnell genug reagierte, bekam einen leichten Klaps auf den Hinterkopf, eine demütigende Geste, die den Wachmann dazu veranlasste, sofort schneller zu agieren.
„Und gebt ihnen die Waffen wieder, wir sind doch keine Wilden, nicht wahr?“ Er blickte jeden von ihnen direkt an, schenkte ihnen Aufmerksamkeit, dann lächelte er und schüttelte ihnen freundlich jeweils die Hände, eine Geste, die zumindest Frank und Niki noch kannten und die sie möglicherweise fast vergessen hatten. Lisa hingegen erhielt einen formvollendeten Handkuss, stilecht ausgeführt, ohne mit dem Mund die Hand zu berühren und mit graziler Geste.
„Meine Name ist Julio Rodriguez El Asustin. Eine Ehre und eine Freude, eure Bekanntschaft zu machen. Wir haben lange auf den Botschafter von Mum Perlmutter gewartet und sind entsprechend froh, dass ihr es hierher geschafft habt.“
Er seufzte entschuldigend und führte sie durch den wunderschönen Garten auf eine Art Estancia zu, die vollkommen aus Holz erbaut war, sehr gepflegt und von Blumenkästen gesäumt war. „Imagínate…“ Er wies auf das Gebäude, „…wenn meine verstorbene liebe Frau Mutter nur sehen könnte, was wir hier erschaffen haben. Sie hat Blumen geliebt und alle Pflanzen.“ Er lächelte warm und mit einer Spur Wehmut und führte sie dann tiefer in das kühle Gebäude. Direkt vor dem Haus konnten die Drei noch einen Springbrunnen sehen, der Gipfel an Dekadenz und wie vollkommen aus einer anderen Welt. Auch dieser schmiegte sich perfekt in das Ambiente und ließ mit seinen beiden Marmorengeln die Szenerie noch viel friedlicher wirken.
Da Julio augenscheinlich Jemand anders erwartet hatte und sie nun verwechselte, versteiften sie sich vorläufig auf ausweichende und einsilbige Antworten.
„Bueno, sie werden sich bestimmt fragen, warum ich nach ihnen geschickt habe, richtig?“, erzählte er munter im Plauderton, während Julio neben den Wachen auch noch zahlreiche Angestellte und Bedienstete zu haben schien, deren Kleidung ebenfalls sehr edel aussah, nicht aber darüber hinweg täuschen konnte, dass sie schon sehr häufig geflickt worden war, kein Wunder, der Nachschub war erschöpft und Stoffe dieser Art und selbst die von den Angestellten getragenen Handschuhe wurden einfach nicht mehr hergestellt. Einer der Angestellten kam plötzlich angelaufen und sprach den Boss aufgeregt flüsternd an, dieser winkte sofort unwirsch ab, eine Geste, die offensichtlich zeigen sollte, dass sie derlei nicht vor den Gästen besprechen sollten. Lisa, die mit ihren sprachlichen Kenntnissen glänzen konnte, verstand Worte wie „Doctor Sie sofort sehen….gut wie fertig…hoher Wirkungsgrad…“
Bald schon hatte er sie nach oben geführt, sie waren einer wunderschönen weißen Marmortreppe gefolgt um sich dann in einem luftigen Raum wieder zu finden.
Dieser war auffallend edel geschmückt, gemalte Bilder in Rahmen, die aztekische Szenen zeigten, wechselten sich ab mit edlen hölzernen Einrichtungsgegenständen wie Schränken und Kommoden. In der Mitte des Raumes waren bequem aussehende Ledersessel zu sehen, auch diese sehr geschickt, fast unsichtbar, mehrfach geflickt, die um einen Tisch herum standen. Während vier Mann in je einer Ecke des Raumes Stellung bezogen, setzte sich Julio auf den größten der Sessel, schlug die Beine übereinander und begann, sich eine Zigarre anzuzünden und einen Whiskey einzuschenken, dessen scharfer Geruch Frank, als der älteste von ihnen, bekannt in der Nase stach. Selbstverständlich bot er in einer weit ausschweifenden Geste auch seinen Gästen etwas an.
Wieder blickte er jedem von ihnen in die Augen und begann zu reden: „Nun, wie ich Mum Perlmutter das letzte Mal versprochen habe, kann ich mittlerweile versichern, dass sich das Problem der Vultures in Wohlgefallen auflösen wird.“ Er lächelte. „Dank der harten Arbeit meiner Chicos und eines äußert wertvollen Zugewinns meiner Familie sind wir dem Frieden in dieser Region näher als je zuvor.“ Er lehnte sich entspannt zurück und ließ die Wirkung seiner Worte auf die Drei einwirken, es schien, als würde er auf eine gewisse Reaktion warten. „Frieden ist unser wertvollstes und höchstes Gut geworden. Und meiner Familie schon lange heilig. Mein Vater hat an genau diesem Orte hier jahrelang gegen Fransisco Javier Arellano-Felix gekämpft und ihn anschließend aus dem Geschäft gedrängt. Ihn wie einen geprügelten Hund fliehen lassen. Und wie Sie sehen können, hat es den Ort zu einer Oase der Schönheit gemacht. Ich würde sagen, mein Vater hat vor dem großen Zehren genau das getan, was ich heute vollenden werde und was Perlmutter von mir verlangt hat. Ich denke, wir können also schon sehr bald wieder damit rechnen, die werte Dame bei uns begrüßen zu dürfen?“
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Seeker hatte die Herausforderung vollkommen tonlos und mit steinerner Miene empfangen und als Leo ihre Machete anhob, um damit auf das Herz der Vulture zu zielen, machte sie gar einen Schritt vorwärts, so dass die metallene Spitze die tätowierte Haut über ihrem Herzen aufriss und der Wunde einen leisen Faden an Blut entlockte. „Natürlich ging es euch nie um Verbrüderung…“, sprach sie voller Bitterkeit aus und blickte Leo direkt in die Augen. „Laangkaster vom Clan der schlangenzüngigen Lügner zeigt also sein wahres Gesicht. Von Geschwistern sprechen, doch nur nach deren Beute schielen.“ Dann lächelte sie voller Hass und beugte sich nah zu Leo herunter: „Herausforderung angenommen.“
In diesem Moment kam Pray vollkommen aufgelöst auf den Platz gestürmt, die Hände erhoben. „Bitte, tut das nicht…“
Seeker schloß die Augen, dann drehte sie langsam ihren Kopf in Richtung ihres „Vaters“. Als sie die Augen öffnete, war wieder dieser Blick aus Liebe, doch aus ihrem Mund kam schroff: „Entehre dich nicht, Vater. Eine Herausforderung wurde ausgesprochen und die Hope’Ari bestehen darauf, bis zum Tod zu kämpfen. Zwar weiß nur die gefiederte Schlange, was von einem Clan zu halten ist, dessen Anführer nicht selber kämpft, doch eines ist klar: Noch heute Nacht werden entweder die Hope’Ari oder die Vulture einen neuen Anführer haben.“
Pray ballte hilflos die Fäuste, es war so fest, dass seine Fingernägel fast blutige Stellen im Ballen hinterließen. Der Blick, mit dem er Lancaster maß, war voller Hass, Verzweiflung und Bitterkeit, das Gesicht eines Mannes, der verraten wurde.
Mit bebenden Schultern wandte sich der alte Mann ab und floh in die große Halle, während der Clan der Vultures nun jede Hochstimmung vermissen ließ. Lancaster wurde mit Blicken der Verachtung bedacht, kaum einer sah ihn direkt an und deutlich war das immer wiederkehrende Mantra „Der Anführer, der nicht selber kämpft…“ geflüstert und leise zu hören, während die Blicke in Richtung Leo voller Anspannung waren, doch auch voller Respekt und Achtung.
„Wenn der Ritualmeister wiederkehrt, wird sich eine von uns Beiden in der ewigen Umarmung und im immerwährenden Flug mit der gefiederten Schlange befinden. Und du hast mein Wort, Affenmädchen, dass ich deinem Clan eine gute Anführerin sein werde und ihn zu großem Rum führe. Zu blutigen Schlachten und verdienten Siegen. Ich will mich wie eine Schwester um deine Verwundeten und Schwachen kümmern und ihnen eine gute Schwester sein. Familie, für die es sich zu sterben lohnt.“
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Nadelohr mühte sich ab, den Schwanz des Alligators hinter sich in einem Beutel her zu ziehen, während Evi und Voodoo deutlich fröhlicher gemeinsam ausschritten.
In Evis Adern pulsierte noch immer das Blut, sie war noch vollkommen euphorisch von ihrem Sieg über die Naturgewalt in Form eines Raubtieres und ihr ganzer Leib prickelte.
„Heute Abend werden wir gemeinsam die Verbrüderung feiern.“, sagte Voodoo mit seiner tiefen Stimme und strich sich frohlockend und mit sichtlicher Vorfreude über die Hautzeichnungen auf seinem Arm, als wollte er dort etwas nachzeichnen oder als würde er eine Nachricht darin sehen, die für ihn bestätigt wurde, als er den Kopf schief legte und dann zufrieden sich selbst zu nickte.
„Die Feiern der Vultures sind wahre Feste. Geschaffen für Krieger. Geschaffen, um ein gemeinsames Band zu knüpfen um die Ungefiederten der Sabal zu rupfen. Laangkaster war klug, sich an die Vulture zu wenden, es brennt in meinen Adern, mit euch in den Krieg zu ziehen. Wahrscheinlich wird diesen Moment alles vorbereitet.“ Evi nickte ihm begeistert zu, nahm die Worte nur am Rande wahr, ging doch noch immer ein kribbelndes Ziehen von ihrem unteren Rücken aus.
Endlich sahen sie wieder das Lager vor sich, doch Wachen konnte Niemand sehen, als wären sie alle auf dem Dorfplatz versammelt oder in Luft aufgelöst.
„Wenn wir dort drin ankommen, werden sie dich feiern.“, sagte er ernst und mit tragenden Worten, die Arme hatte er verschränkt. Das war eine gefährliche Prüfung. Viele der jungen Krieger werden dich mit Aufmerksamkeit überhäufen. Sie werden sich mit deinem Geist vereinen wollen.“ Er nickte wieder mehrfach, als würde er mit einer anderen Erscheinung sprechen. „Du bist nun vorbereitet. Lass dich feiern.“ Nun lächelte er sie wieder voller Stolz und mit Feuer in den Augen an und als sie an ihm vorbeiging, spürte sie abermals seine warme Hand auf ihrem unteren Rücken. „Das Auge ist geschlossen und verblasst. Wenn du es sehen lassen willst – komm während der Feier in mein Zelt.“
Und damit schritten die Drei auf den Hauptplatz, Nadelohr stöhnend von der Last, Voodoo mit breitem Grinsen und plötzlich erstarb jeder fröhliche Gedanke in den Beiden. Denn etwas hatte sich verändert, sie spürten es sofort.
Es herrschte eine greifbare, eine brutale Feindseligkeit…
Geändert von Daen vom Clan (23.09.2015 um 00:10 Uhr)
Gerade eben erzählten Sie noch Geschichten, Haile und Lancaster verübten eine Show, Evi wollte sich ebenfalls beweisen und was war jetzt?`
Leo hielt eine Machete an die Brust von Seeker Vulture und schnitt ihr die Haut auf.
„Natürlich ging es euch nie um Verbrüderung. Laangkaster vom Clan der schlangenzüngigen Lügner zeigt also sein wahres Gesicht. Von Geschwistern sprechen, doch nur nach deren Beute schielen.“ "Klar. Meine Schuld. Ich steh hier. Unbewaffnet. Du stehst da und vor dir die Latina mit nem echt großen Messer. Meine Schuld. Gut kombiniert du Röstkartoffel."
Ohne zu zögern nahm Seeker Vulture die ausgesprochene Herausforderung an. Auch auf die Bitten Ihres Vaters reagierte die resolute Frau nicht. Es ging hier um Ehre. Um Stolz. Um Macht.
Seeker hatte ihre Position zu verteidigen die Léo ihr gerade strittig machen wollte... aus welchem verfickten Grund auch immer.
„Entehre dich nicht, Vater. Eine Herausforderung wurde ausgesprochen und die Hope’Ari bestehen darauf, bis zum Tod zu kämpfen. Zwar weiß nur die gefiederte Schlange, was von einem Clan zu halten ist, dessen Anführer nicht selber kämpft, doch eines ist klar: Noch heute Nacht werden entweder die Hope’Ari oder die Vulture einen neuen Anführer haben.“ "Einen Scheiß."
Er spürte die bohrenden Blicke der Vultures.
„Der Anführer, der nicht selber kämpft…“
Sie lasteten auf seinem Gewissen.
„Der Anführer, der nicht selber kämpft…“
Schmerzten in seiner Brust.
„Der Anführer, der nicht selber kämpft…“
Denn sie hatten Recht. Lancaster kämpfte nicht.
Er wollte kein Blutvergießen zwischen seiner Truppe und den Vultures. Er wollte die Batterien. Nach Möglichkeit mit einer friedfertigen Lösung.
"DAS IST GENUG!"
Lancaster stürmte mit einem hochroten Kopf und dem Ausdruck eines wildgewordenen Wahnsinnigen auf die beiden Frauen zu, die sich gerade auf ein Duell zum Tode einließen.
"Léo! Du nimmst sofort die Machete weg. HIER WIRD KEIN BLUT UNTER FREUNDEN VERGOSSEN. Ihr habt mich zu eurem Anführer gemacht, ihr werdet auf mein Wort hören. Niemand wird hier jemandes neuer Anführer sein. Wir lassen die Vultures, Vultures sein. Die Vultures lassen uns Hope'Ari sein."
Während man ihn sonst in Shengs Hope immer nur als den freundlichen Geschichtenerzähler kannte, schien es nun fast so zu sein als würde Lancaster eine Maske aufsetzen... oder eine fallen lassen. Wer konnte das schon so genau sagen?
Doch so wie sich Lancaster gerade positionierte. Seine Mimik, seine Körperhaltung. Hier war kein freundlicher, alter Mann mehr. Dort stand ein aufgewühlter, enttäuschter und vor allem enorm verärgerter Mann der keinerlei Kompromiss mehr eingehen würde.
"Du lässt die Waffe fallen und wirst um Verzeihung bitten."
Das Lager sah nun nicht mehr so frisch und einladend aus. Der Kran hat eine Schneise in die offene Fläche gerissen, Überreste von verwesten Körpern wurden durch den schweren Aufprall in alle Himmelsrichtungen geschleudert. Immer noch wurde man fündig, hier ein halber Torso, dort ein abgerissener Arm, ab und an rutschte man auf biologischer, zu Brei zermahlter Masse aus. Und dann dieser Gestank. Jäger richtete sich auf, die Fäuste hatte er sich ins Kreuz gepresst und dehnte seinen Rücken nach hinten durch. Seit Stunden war er damit beschäftigt, die Leichenteile auf einen Handwagen zu laden und den Inhalt in einen entfernten Graben zu kippen. Die schlimmsten olfaktorischen Aggressoren hatte Jäger rasch ausfindig machen können. Alles was er tun musste war, seiner Nase wie einer Wünschelrute zu folgen bis sein Magen endlich anfing zu vibrieren. Die Verwesung dieser Exemplare hatte nach all den Jahren ein irrwitziges Stadium erreicht. Er war davon überzeugt, dass dieser Zustand durch die Infektion nicht dem normalen Prozess organischer Zersetzung folgte. Das Phänomen taucht sicherlich nicht in Howards Büchern über Schulmedizin auf. Man müsste nun völlig neue Bücher schreiben, dachte sich Jäger und steuerte den vollen Handwagen durch Trümmerteile und staubigen Schutt, der bei ihm ständig einen Hustenreiz auslöste. Ein Königreich für eine LKW-Ladung mit Duftbäumchen! Als könnte man Scheiße mit Parfüm einsprühen damits besser riecht.
Immer wenn er das transformierte Bild der Baustelle mit dem umgestürzten Kran aus der Entfernung betrachtete, versuchte er sich den Vorgang vorzustellen. Das stumme Kind hat es nicht nur zu Fall gebracht, hat dabei nicht nur den Rest der Zombiehorde darunter begraben, sondern ist auch noch fast ohne einen Kratzer auf dem Boden gelandet. Ihn beschlich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Hatte er ein schlechtes Gewissen? Ihre plötzliche Gegenwart in Shengs Hope hatte die Siedler beinahe gegeneinander aufgebracht. Allein dieser Umstand hätte zum Ausschluss führen müssen. Jäger musste sich darauf einstellen, dass Sheng starrköpfig an seinen Überzeugungen festhalten und einen Bürgeraufstand riskieren würde. Das Leben vieler für das Leben eines Einzigen. Undenkbar, und trotzdem wäre er ganz vorne an der Front mit dabei gewesen und die Prügel kassiert. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Pflicht. Doch nun sah die Sache anders aus. Der größte Kampfeswille schlägt also auch in der kleinsten Brust. Wurde er denn nicht selbst als ein verängstigtes, nichtsnutziges, kleines Kind aufgenommen? Wurde er nicht als das schwächste Glied in der Kette geduldet bis er sich zu einem Soldaten entfalten konnte, der in der Wildnis überleben und die Gruppe voranbringen konnte, anstatt ihr unbeholfen hinterher zu laufen?
Er zog sich den Kragen seines Shirts über Mund und Nase, um den Staub nicht einzuatmen. Im Vorbeigehen fiel sein Blick auf die offene Karte, die ausgebreitet auf der Erde lag und mit kleinen Steinen in den Ecken festgehalten wurde. Da er ohnehin eine Pause einlegen wollte, stellte er den Wagen ab und beugte sich über die mit ruhiger Hand eingezeichneten, farblich gekennzeichneten Gebiete. Eine graue Fläche im Südwesten ist ihm bereits von Weitem ins Auge gefallen. Es war Zeit für einen Tapetenwechsel.
[Aufgabe Eta - Jäger: Kampftalent + Experte Hiebwaffen, warte auf Andere]
"Ich denke, wir können also schon sehr bald wieder damit rechnen, die werte Dame bei uns begrüßen zu dürfen?“
Irgendwie war diese Situation Niki unangenehm. Julius war natürlich für seinesgleichen nicht ungewöhnlich exzentrisch, aber das Gesamtbild fiel für ihn doch etwas von der Rolle. Und als er eine Sekunde darüber nachdachte, war es wohl eindeutig die Überlegenheit Julius', die seine Nervenbahnen zusammenzucken ließen. Sie konnten es sich mit ihm auf keinen Fall verscherzen.
"Mein Vater hat an genau diesem Orte hier jahrelang gegen Fransisco Javier Arellano-Felix gekämpft und ihn anschließend aus dem Geschäft gedrängt. Ihn wie einen geprügelten Hund fliehen lassen."
Irgendwie klingelte es ihm bei diesem Namen. Aber es kam ihm vor, als sei es eine Ewigkeit her, dass er ihn gehört hatte. Zumindest schien er eindrucksvoll genug gewesen zu sein, sodass Niki ihn nicht vollständig vergessen konnte. Vielleicht würde er bei Gelegenheit nachfragen. Gerade, als Niki jedoch seine Gedanken ordnen konnte, fing Frank neben ihm auch schon an, dem Sabal-Boss zu entgegnen.
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"Okay, Zeit, meine bescheidenen Diplomatiekünste zusammenzukratzen", dachte sich Frank, als der Anführer dieser Siedler seine Begrüßung beendet hatte. Frank musste zugeben, dass er ehrlich beeindruckt war, das mussten Armeebestände sein, kein Wunder, dass sie sich so gut halten konnten. Die angebotene Zigarre lehnte er höflich ab, er rauchte nicht, nahm einen Whiskey an. Morris hätte vermutlich dafür gemordet. Er nippte kurz daran und sofort fühlte er sich an seinen Vater erinnert, der diesen immer gern getrunken hatte. Seine Lieblingsmarke. "Ich möchte mich für die freundliche Begrüßung bedanken und kann nur sagen, dass der Whiskey sehr gut ist, selbst vor dem großen Zehren hatte ich selten einen besseren, auch wenn ich zugegebener Maßen erst 25 war", bedankte er sich etwas ausschweifend, "doch um uns nicht mit fremden Federn zu schmücken, müssen wir einen Irrtum berichtigen, der anscheinend vorliegt: Wir gehören nicht zu Perlmutter. Wir sind lediglich Freunde von ihr, da wir regelmäßig mit ihr Handeln und ihr vor kurzem in der Not geholfen haben." Ärger mit diesen Leuten wegen dieser Angelegenheit wollte er vermeiden. Er hoffte, dass Niki dort weitermachen würde, wo er angefangen hatte. Der jüngere Mann konnte so etwas einfach besser.
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"Freunde von... Perlmutter?", begann Julius darauf argewöhnisch auf Franks Aufklärung zu entgegnen.
"Was heißt schon Freunde", übernahm Niki daraufhin den Gesprächsanteil seiner Leute, "Sie sehen, er ist alt genug, um aus einer Welt zu stammen, in der das Wort Freunde noch inflationär verwendet wurde."
Alkohol und Zigarette lehnte er mit einer schnellen, unmissverständlichen Geste ab und deutete wieder auf das Gesprächsobjekt hin. Reihum zeigte er mit dem Finger auf jeden seiner Begleiter, anschließend auf sich selbst:
"Zunächst einmal: Lisa, Frank und Niki. Um wieder zu Perlmutter zurückzukommen: Wir kommen von Shengs Hope, geschickt von Sheng höchstpersönlich. Sie werden sicher wissen, dass sich Perlmutter nicht entgehen lässt, Handel mit einer Siedlung solcher Größe zu betreiben. Sie hatte letztens einige Probleme und ihre Karawane drohte, mitten in der Pampa liegenzublieben. Quasi das sichere Aus. Aber das war nichts, was unsere feine Truppe nicht hätte wieder geradebiegen können."
Er drehte sich zu Lisa.
"Zeig ihm das Geschenk, dass sie uns dafür gemacht hat."
Lisa kramte das Amulett mit dem Klapperschlangenzahn hervor und präsentierte es beidhändig dem Sabal-Boss.
"Julius, jemand wie Sie müsste mit Sicherheit wissen, worum es sich hierbei handelt und wie viel es unseren Aussagen Bekräftigung erbringt. Wir sind natürlich ehrlich: Direkt von Perlmutter wurden wir nicht gesandt, aber wir handeln durchaus in ihrem Sinne, und somit auch in Ihrem. Aber gerade ein Mann wie Sie müssen wissen, dass in dieser Welt nicht mal mehr das Atmen umsonst ist. Das hat Perlmutter selbst Ihnen sicherlich nicht nur einmal gesagt. Um also auf den Punkt zu kommen: Wir sind für alles bereit, wenn Sie es sind."
Scheiße taten ihm die Beine weh. Der Marsch zur Kirche und wieder zurück war anstrengender gewesen als Will gedacht hätte. Das lag zum einen daran, dass der Boden sehr unwegsam gewesen war und zum anderen an der "Axt" die sie von einer der Vulture Leichen erbeutet hatten. Wieder im Lager angekommen brauchte Will erstmal eine Verschnaufpause. Er fühlte sich wiederlich und schmutzig. Immerhin hatte er in der Kirche Kleidung von einer mumifizierten Leiche angezogen, auch wenn diese relativ neu aussah. Die Axt hatte er erst einmal zu den anderen Vorräten gelegt. Er hatte keine Verwendung für sie und es würde sich schon jemand finden der mit solch einer barbarischen Waffe etwas anzufangen wusste.
Die Kirche ließ Will auch nach seiner Ruhepause nicht wirklich los. Am liebsten hätte er sich Eryn geschnappt und wäre wieder zur Kirche gegangen, um seine Neugierde in Hinblick auf die Geschehnisse des ehemaligen Hause Gottes zu befriedigen. Doch er bezweifelte stark, dass Eryn daran interessiert war, noch einmal mit ihm dort hin zu gehen. Will ließ seinen Blick über die Baustelle streifen und hielt Ausschau nach der irischen Schönheit. Diese verschwand einige Meter von ihm entfernt zwischen ein paar Bäumen. Sie schien etwas kleines in der Hand zu halten, wollte sie etwas verstecken?
Will wurde misstrauisch und folgte ihr. Immer darauf bedacht genügend Abstand zwischen sich und Eryn zu halten schlich er einige Minuten hinter ihr her, bis sich die Spur der Brünetten verlor. Wie konnte er sie aus den Augen verlieren? Will hielt inne und lauschte, in der Hoffnung, das Knacken von Zweigen oder andere Geräusche zu hören, die ihm verrieten, in welche Richtung sie gegangen war. Zu seiner Linken konnte er immer mal wieder das Plätschern von Wasser hören, doch es klang nicht nach einem Fluss oder etwas Ähnlichem. Vorsichtig setzte der junge Arzt einen Fuß vor den anderen, den Blick nach unten um sich nicht durch einen unbedachten Schritt auf Geäst zu verraten.
Dann konnte er sie sehen. Will wurde heiß und kalt zugleich, sein Blut schoss ihm in den Kopf und er verlor kurz das Gleichgewicht und musste sich an einem der Äste um ihn herum festhalten. Ein lautes knack war zu hören und Eryn, die nur in Unterwäsche bekleidet vor ihm stand drehte sich erschrocken in Wills Richtung.
"Nun, so viel Ehrlichkeit ist in diesem Tagen selten." er lächelte erfreut und deutete eine Verbeugung in Richtung von Frank, Lisa und Niki an.
"Dann stellen sich mir jedoch zwei Fragen: Wie komme ich zu der Ehre des Besuches und was ist mit dem echten Abgesandten von Perlmutter geschehen?"
Frank war ehrlich erleichtert, das Niki sich so gut ausdrücken konnte, und das Julio es anscheinend bisher gut auf nahm, er konnte es jedoch recht gut verbergen. Hier hatten sie vielleicht gerade einen wertvollen Pluspunkt gesammelt. Ein Mann wie Julio war recht schwer zu durchschauen aber bisher schienen sie noch keinen Fehler gemacht zu haben. Hoffentlich würde es auch dabei bleiben. Er musste kurz an den Bericht über die Kontaktaufnahme mit den Vultures denken und wie anders es doch dort verlaufen war vom Stil der Kontaktaufnahme her. Soweit er wusste, lief es dort momentan ganz gut. Mit etwas Glück ließe sich jegliches Blutvergießen vermeiden.
Um zu euren Fragen zu kommen: übernahm nun wieder Frank das Wort und hatte das Whiskyglas auf dem Tisch abgestellt. Er trank langsam und würde bei einem Glas bleiben. Er brauchte seine Konzentration noch. Wir haben den weiten weg hinter uns gebracht um mit einer anderen Siedlung zu handeln. Perlmutter war gerade erst bei uns um mit uns zu handeln aber sie hatte Materialien nicht in der gewünschten Menge vorrätig und da es eine geraume Zeit dauert bis sie wieder zu uns kommt, haben wir uns entschlossen hierher zu kommen.
Was eure zweite Frage betrifft: Wir haben niemanden getroffen der zu Perlmutter gehören könnte, von ihr und ihren Leuten selbst einmal abgesehen. Wisst ihr wie sie aussehen und wann sie ungefähr kommen wollten? Vielleicht haben wir ja jemand derartiges gesehen. fragte Frank und musste sich etwas zusammen reißen, um den Polizisten in sich nicht zu stark zum Vorschein kommen zu lassen.
Es erleichterte sie fast, Will dort stehen zu sehen. Sie hatte nach den Geräuschen mit Schlimmerem gerechnet. Mit einem Zombie. Oder irgendeiner bedrohlichen Gestalt. Will sah ertappt aus, nicht aber, als wüsste er selbst genau, bei was er sich hat ertappen lassen. Er konnte von Glück sagen, dass sie nicht den Trinkschlauch fallen gelassen hatte, als er sie so aufschreckte. Vorsichtshalber bückte sie sich, um die Verschlusskappe aufzuheben und auf eben jenes Gefäß zu schrauben, das sie benutzt hatte, um sich zu waschen und bei der Gelegenheit in den Genuss der erbeuteten Kosmetika zu kommen.
"Wenn du mehr Zeit mit mir verbringen willst, kannst du das auch einfach sagen, und brauchst mich nicht stalken!", neckte sie ihn.
"Ich wollte nicht-!", rief er nur, hob entschuldigend die Arme und blickte drein, wie jemand, der einen Geist - und keine halbnackte Frau - gesehen hatte. "Ist okay. Aber wenn du dich jetzt umdrehen würdest!" Das hatte sie ihm wohl nicht zwei Mal sagen brauchen. Sofort wandte er sich um, fast zu schnell - eine Idee, auf die er zuvor nicht gekommen war. "Warum bist du mir gefolgt?", fragte Eryn als sie die Waschroutine abschloss und mit weiteren gut duftenden Annehmlichkeiten fortsetzte. "I-ich... ehm... ich wollte dich fragen, ob wir noch mal zur... Kirche sollen. Jetzt, wo wir alles abgeliefert haben.", antwortete er, zögerlich. Der Arzt war niemand, der einem beim Sprechen in die Augen sah, doch nicht mal in die Richtung zu sehen, in der sie stand, und trotzdem seine Worte an sie zu richten, war selbst für ihn kurios.
"Ich weiß nicht!", antwortete sie abwägend. An belastete Füße hatte sie sich fast gewöhnt, darüber hinaus war sie nicht zu erschöpft. Und das Mitbringsel hatte ihr definitiv Energie gegeben. "Ich meine - wir wollten doch eigentlich jemanden schicken, der sich auch wehren kann, oder? Oder sollen WIR etwa eine Waffe mitnehmen?" Sie sah im Augenwinkel, wie der Mediziner mit den Schultern zuckte. "Die Axt war schon zum Tragen schlimm genug. Aber ich glaube, Frank hat vorhin was von einem Gewehr gesagt."
Etwas später war Eryn fertig und trug auch wieder das zu ihr gehörende Kleid. Sie schloss zu Will auf und trat mit ihm den Rückweg ins Lager an. "Seltsamer Tag für dich, was?", grinste sie, als sie ihm andeutete, mitzukommen. "Erst musst du dich als Leiche ausgeben und dann auch noch mich nackt sehen?" Er sah nur kurz zu ihr, blickte dann schnell wieder weg. Kurz darauf fand er Worte, doch schien er das Thema wechseln zu wollen. "Nimmst du Franks Waffe? - "Ich?", spottete die Barfrau und lachte kurz auf. "Nur weil DU einen Fetisch für Frauen in Unterwäsche und mit dicken Wummen in der Hand hast" - sie konnte es nicht lassen - "... kann ich noch immer nicht mit Waffen umgehen!" Er schien noch immer zu versuchen, ihre Sticheleien zu umgehen. "Ich auch nicht!" - "Du kannst sie wenigstens tragen... außerdem muss man sich das Recht erarbeiten, schöne Frauen nackt sehen zu dürfen." - "Eryn..." - "Schon gut!"
Die Entscheidung war gefallen. Vielleicht sah der junge Mann ein, dass die Waffe bei ihm besser aufgehoben war, vielleicht wollte er auch nur weiteren Kommentaren der 25-Jährigen entgegen, als er das Maschinengewehr an sich nahm. "Ich muss mir auf jeden Fall zeigen lassen, wie man damit umgeht." Eryn nickte. "Aber später. Frank ist nicht da. Erst mal schaffst du's auch so, oder?" Wieder drückte er die Schultern unsicher hoch. Waffen waren jedem nicht Kundigen wohl mehr ein Begriff als vor zwanzig Jahren, doch mit der Bedienung hatte sich der Arztsohn sicher noch nie auseinandergesetzt. "Du kriegst das schon hin!", sprach sie ihm Mut zu und legte ihre Hand bestätigend auf seine Schulter. "Ich habe diese alte Militärfrau aus Sheng's Hope mal sagen hören, man soll immer in Salven schießen, nicht die ganze Zeit..." - sie ließ eine kurze Pause folgen, spitzte die Lippen und nahm ein imaginäres Gewehr in die Hände, ließ diese einige Sekunden immer heftiger zittern, um ein Schießen zu simulieren - "... bumm-bumm-bumm." Ein Grinsen folgte. "Ziemlich genau so hat sie das auch beschrieben."
Mit Hilfe dieser professionellen Anleitung bestens vorbereitet, machte Will sich - nun im Besitz des Maschinengewehrs - auf, erneut den Weg zur Kirche zu gehen. Dabei war wieder Eryn seine Begleitung.
"Ich sag dir: Dein Vater wird staunen, wenn du in die Siedlung zurückkommst und ein echter Abenteurer bist. Dicke Wummen, nackte Frauen..."
"Eryyyn!"
Geändert von BIT (23.09.2015 um 19:57 Uhr)
Grund: Sig aus! ~ BIT
Es schien seltsam - jedes Mal wenn sie zur Kirche kamen, erschien sie ihnen abweisender und gruseliger, vielleicht möglicherweise durch das neu aufgetane Wissen, dass sie jedes Mal aufdeckten und die Kirche sicherlich zu einem beunruhigenden Ort machen könnte.
Wieder lagen sie Beide auf der warmen Erde im Getreidefeld und versuchten durch die sich im Wind wogenden Ähren etwas zu erspähen.
Das Gebäude sah aus wie immer, doch dann wurde es ihnen plötzlich klar - die Leichen der gefallenen Vulture-Krieger waren verschwunden. Einzig Blutflecken und einige Klingen, sowie Patronenhülsen kündeten noch von dem Kampf...
Drinnen angekommen, kam ihnen das Gebäude und Innenleben auch düsterer vor. Als ob sich das Wetter heimlich geändert hätte und sich der sonnenstrahlende Himmel mit dunklen Gewitterwolken umgeben hätte, doch noch schien draußen die Sonne und machte die Hitze weiter unerträglich. Schnellen Schrittes, als würde sie etwas antreiben, wetzten sie an den Bankreihen links und rechts vorbei und der junge Arzt stutzte plötzlich. Er blieb mitten in der Bewegung stehen, blickte starr nach vorne und nahm umständlich seine Brille ab, den Blick noch immer auf den Altar gerichtet.
Will putzte die Brille mit fahrigen Bewegungen, als neben ihm Eryn leise aufstöhnte: "Oh mein Gott...hast du...?"
"Ja, habe ich auch gesehen...", sagte Will und schluckte schwer.
Die Leichte, die sie unter der Bank versteckt und dessen Gewand Will getragen hatte, saß wieder da wie zuvor. In betender Haltung, nach vorne blickend.
Schnell gingen die Beiden nun in den Nebenraum und durch den Geheimgang in den Tunnel. Das Licht war noch an, der vordere Bereich damit flackernd beleuchtet. Doch im Gang hinein wurde es wieder schlagartig dunkel und düster...
Geändert von Daen vom Clan (23.09.2015 um 12:31 Uhr)